Basim und Klaus haben mal wieder ihre Mit-Aikidoka irritiert, indem sie bei der Begrüßung und bei der Beendigung des keiko (also dem „Training“) unverständliches, japanisches Zeug vor sich hinbrabbeln …
Warum machen die das und was sagen sie da? Diesen Fragen wollen wir hier kurz auf den Grund gehen, indem wir auf einige Aspekte der Etikette im Aikido eingehen!
Im Aikido existieren viele Rituale, die alle einen konkreten Hintergrund haben und sich aus den japanischen Traditionen ergeben. Da gibt es beispielsweise das rituelle Angrüßen/Abgrüßen, aber auch das sich- verbeugen vor dem Partner. Letzten Endes ist dies ein Zeichen für den Respekt vor dem Aikido, den Trainern und auch den Mit-Aikidoka. Gleichzeitig bringt es auch zum Ausdruck, dass wir rücksichtsvoll mit den Anderen umgehen und uns der potentiellen Gefährlichkeit des Aikidos bewußt sind.
In Japan – also z.B. auch im Tendokan, in dem Shimizu Sensei in Tokyo unterrichtet – ist es üblich vor Beginn des keiko den Sensei (also den Lehrer) mit „Onegai Shimasu“ (ausgesprochen: onegei schimass“) zu begrüßen. Dies heißt sinngemäß: „Ich bitte um Unterweisung“. Dies sagen die Schüler, wenn sich Lehrer und Schüler gemeinsam begrüßen (also nach dem Gruß an die Kamiza), bevor der Schüler wieder den Blick von der Verbeugung erhebt.
Zum Ende des keiko bedankt man sich beim Lehrer. Dies wird durch Arigato gozaimashita (ausgesprochen: Arigato goseimaschta – vielen Dank) oder Domo arigato gozaimashita (noch höflichere Form des Dankeschöns) ausgedrückt.
Beides sind indes keine ‚aikidotypischen’ Dinge sondern alltägliche, japanische Redeweisen. Das Gleiche sagt man übrigens strenggenommen auch zu jedem Partner mit dem man trainiert beim An- und Abgrüßen. Sehr häufig werden die Anfangs- und Endgrüße auch bei Lehrgängen gesprochen. Insbesondere natürlich bei denen die Shimizu Sensei leitet.
Ein kleiner Hinweis zur Verbeugung: Der Aikido-Etikette entspricht es beide Hände gleichzeitig zu Boden zu bringen, so dass sich Daumen und Fingerspitzen berühren und ein Dreieck bilden. Die Hände nacheinander aufzusetzen gilt hier als unhöflich (wurde so auch von Shimizu Sensei auf seinen Lehrgängen erklärt), weil es die Bereitschaft zum Kampf symbolisiert und Mißtrauen anzeigt. (Ein Samurai konnte damals das Schwert rasch ziehen, wenn er sich setzte und eine Hand in der Luft hatte…) Ein Beispiel für eine eher kampfbereite Begrüßungsweise liefert das Sumo-ringen. Beim rituellen Angruß der legt der Sumo Ringer beide Hände nacheinander auf den Boden. Der Kampf (beginnend mit dem „tachiai“ – dem ersten Zusammenstoß) startet unmittelbar nachdem die zweite Hand den Boden berührt hat.